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Der Staat ging aus dem Abkommen von Dayton (1995) hervor und ist laut diesem Rechtsnachfolger der Republik Bosnien und Herzegowina, die unmittelbar nach einem Referendum anfangs 1992 gegründet wurde und das einzig international anerkannte von vier Staatsgebilden während des Bürgerkrieges auf dem Territorium Bosnien-Herzegowinas war. Der Vertrag von Dayton beendete den Krieg im Land und schuf einen einheitlichen, jedoch stark dezentralisierten (föderalistischen) Staat. Heute besteht Bosnien und Herzegowina aus den beiden Entitäten Föderation Bosnien und Herzegowina (mehrheitlich von Bosniaken bevölkert) und der Republika Srpska (mehrheitlich von Serben bevölkert). Das Sonderverwaltungsgebiet Brčko wurde nachträglich aus zu beiden Entitäten zugehörigen Anteilen der Vorkriegs-Großgemeinde Brčko geschaffen und fungiert heute als Kondominium beider Entitäten, verwaltet sich jedoch selbständig.
An Bosnien und Herzegowina grenzen insgesamt drei Staaten. Im Osten Serbien, im Südosten Montenegro, sowie im Norden, Westen und Südwesten Kroatien. Des Weiteren hat der Staat bei Neum in einem ca. 20 Kilometer langen Küstenstreifen Zugang zur Adria.
Bosnien und Herzegowina ist Mitglied des Mitteleuropäischen Freihandelsabkommens, der Vereinten Nationen, der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (Beobachterstatus), des Europarates, Teilnehmer der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa und des Kooperationsrates für Südosteuropa. Des Weiteren ist das Land seit 2010 offizieller Beitrittskandidat für eine NATO-Mitgliedschaft und potentieller Beitrittskandidat der Europäischen Union.
Bosnien und Herzegowina liegt im westlichen Teil der Balkanhalbinsel und ist in weiten Teilen durch eine bewaldete Mittelgebirgslandschaft geprägt, wobei die höchsten Berge Höhen von fast 2400 Meter über dem Meeresspiegel erreichen. Ein Teil des Berglandes, insbesondere in den westlichen Landesteilen und der Herzegowina, ist verkarstet. Das hier anfallende Oberflächenwasser gelangt nicht in die großen Flusssysteme, sondern versickert größtenteils. Im Süden sowie in der nördlich gelegenen Save-Niederung gibt es auch flachere Regionen, die landwirtschaftlich genutzt werden. Ebenfalls im Süden befindet sich die 20 Kilometer lange Adria-Küste bei Neum.
Bosnien und Herzegowina ist ein Bundesstaat in Südosteuropa. Das Staatsgebiet liegt östlich des Adriatischen Meeres und befindet sich nahezu komplett im Dinarischen Gebirge. Hauptstadt und größte Stadt des Landes ist Sarajevo.
Bosnien und Herzegowina hat eine insgesamt 1538 Kilometer lange Außengrenze zu seinen drei Nachbarstaaten. Davon entfallen 932 Kilometer auf Kroatien, welches das Land in einem Bogen nördlich und westlich umgibt, 357 Kilometer auf Serbien im Osten und 249 Kilometer auf Montenegro im Südosten. Die 20 Kilometer lange Adriaküste bei Neum grenzt im Osten sowie im Westen an Kroatien und unterbricht auf diese Weise die kroatische Küste. Die kroatische Stadt Dubrovnik ist über das Festland nur mit zweifacher Überschreitung der Grenze zu Bosnien-Herzegowina zu erreichen.
Die wichtigsten Flüsse des Landes sind Save und Drina, die Bosnien und Herzegowina im Norden und Osten begrenzen, sowie die Bosna, welche im Landesinneren entspringt und in die Save mündet. Fast das gesamte Gebiet Bosniens gehört zum Einzugsgebiet der Save bzw. des Schwarzen Meeres, während die Flüsse der Herzegowina – zum Teil unterirdisch – in die Adria entwässern.
Die Täler der größeren Flüsse Bosniens erstrecken sich fast ausschließlich in Nord-Süd-Richtung, was für die Siedlungs- und Verkehrsgeschichte des Landes von Bedeutung ist. Zu den größeren Flüssen zählen die Una und Sana, der Vrbas und die Neretva. Abgesehen von der Save an der Grenze zu Kroatien ist kein Fluss in Bosnien und Herzegowina schiffbar.
Bosnien und Herzegowina liegt im Blauen Herz Europas.
Bosnien hat wenige bedeutende Seen. Die meisten großen Stillgewässer wurden künstlich angestaut. Große Stauseen gibt es an Drina, Neretva, Vrbas und Trebišnjica.
Die Volkszählung 1991 ergab 44 Prozent Muslime (größtenteils Bosniaken), 31,5 Prozent Serbisch-Orthodoxe (größtenteils Serben), 17 Prozent Katholiken (größtenteils Kroaten). Der Rest der Bevölkerung gehört einer der 17 offiziell anerkannten Minderheiten an. Das CIA World Factbook schätzte für das Jahr 2000 48 Prozent Bosniaken, 37,1 Prozent Serben, 14,3 Prozent Kroaten. Minderheiten wie Roma und Juden stellten demnach 0,6 Prozent der Gesamtbevölkerung dar. Die Ergebnisse der Volkszählung 2013 liegen noch nicht nach Ethnien aufgeschlüsselt vor. Die Zuordnung der Bosnier zu ihrer ethnischen Herkunft erfolgt hauptsächlich über ihre Religionszugehörigkeit und der teils damit verbundenen kulturellen Unterschiede. Sprachlich gab es bis zu den Jugoslawienkriegen innerhalb Bosniens keine Trennung, da alle Volksgruppen (dem restlichen Jugoslawienteil entsprechend) die von ihnen gesprochene Sprache als Serbokroatisch bezeichneten und mit ijekavischen Akzenten sprachen.
Die Einwohner Bosniens und der Herzegowina sprechen meist ijekavische Varietäten der štokavischen Dialektgruppe, die sich untereinander kaum unterscheiden. In der geschriebenen Form werden gemäß der offiziellen Aufteilung der Bevölkerung in drei sogenannte Staatsvölker – Bosniaken, Kroaten und Serben – die eng miteinander verwandten Standardsprachen Bosnisch, Serbisch und Kroatisch verwendet. Je nach Sichtweise werden diese Sprachen auch zusammenfassend als Serbokroatisch bezeichnet.
Die drei Standardsprachen lassen sich insbesondere hinsichtlich ihrer Schrift unterscheiden. So verwenden die Serben in Bosnien und Herzegowina vorwiegend die kyrillische und in geringerem Maße die lateinische Schrift, während die Bosniaken und Kroaten ausschließlich in lateinischer Schrift schreiben. Im zeitlichen Umfeld des Bosnienkrieges kam die kyrillische Schrift bei den bosnischen Serben immer mehr zum Einsatz (vor allem auf Ortsschildern und innerstädtischen Wegweisern), was vor allem in der gewünschten Abgrenzung von den anderen beiden Bevölkerungsgruppen begründet liegt. So war die kyrillische Schrift in der Republika Srpska zwischenzeitlich konsequenter in Gebrauch als in Serbien selbst.
Sprachlich sind die Unterschiede zwischen den drei Varianten sehr gering; sie beschränken sich auf einen kleinen Teil des Wortschatzes und betreffen gewissen Lautungen. So enthält die bosnische Standardsprache mehr Wörter osmanischer beziehungsweise türkischer Herkunft wie etwa akšam (Abend).
Neben den štokavischen Dialekten sind bei den kleineren Volksgruppen, z. B. den Roma, eigene Sprachen in Gebrauch.
In Bosnien und Herzegowina gibt es seit Jahrhunderten ein Nebeneinander verschiedener Religionen und Glaubensrichtungen. Die meisten Einwohner werden formell einer der zwei großen monotheistischen Religionsgemeinschaften (Christentum und Islam) zugerechnet: Muslime (nach dem Zensus 1991 ca. 43,7 %, meist ethnische Bosniaken), serbisch-orthodoxe Christen (1991 ca. 31,4 %) sowie mehrheitlich kroatische römisch-katholische Christen (ca. 17,3 %). Für viele Einwohner ist diese Zuordnung aber seit der jugoslawischen Zeit eher Ausdruck einer kulturellen, historischen oder familiären Verbundenheit als einer tatsächlichen Religiosität. Nach der Volkszählung von 1991 gehörten 7,6 % der Gesamtbevölkerung des Landes anderen Religionen an oder waren Atheisten.
2009 waren 45 % der Bevölkerung Muslime, 34 % serbisch-orthodoxe, 15 % katholische, 1 % protestantische Christen, 3 % waren Juden oder gehörten anderen Gruppen an. Im Jahr 2008 lebten rund 1000 Juden in Bosnien und Herzegowina, etwa 900 Sephardim und 100 Aschkenasim. Die größte Gemeinde ist die von Sarajevo mit zirka 700 Mitgliedern
Es besteht Schulpflicht bis zur neunten Schulklasse. Die Absolventen können sich im Anschluss daran für eine dreijährige Berufsausbildung oder für eine drei- bis vierjährige Sekundarschulausbildung an Gymnasien, kirchlichen Schulen, Kunstschulen, technischen Schulen oder Lehrerbildungsinstituten entscheiden. Der Zugang zu den Universitäten steht nach Bestehen einer Aufnahmeprüfung den Absolventen einer Sekundarschule sowie – eingeschränkt – Absolventen von Berufsschulen offen.
Die Zuständigkeit der Kantone (innerhalb der Föderation) und der Republika Srpska für die Kultur- und Bildungspolitik führt zu einem zersplitterten Bildungssystem mit teilweise ethnozentrisch bestimmten Lehrplänen. In Gebieten mit ethnisch gemischter Bevölkerungsstruktur werden Schüler häufig nach Volksgruppen getrennt unterrichtet. Universitäten gibt es in Sarajevo, Ost-Sarajevo (Pale), Banja Luka, Mostar (die kroatisch dominierte Sveučilište Mostar und die bosniakisch dominierte Universität „Džemal Bijedić“), Tuzla, Zenica und Bihać.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand mit der Gründung der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien ein Bundesstaat mit den sechs Teilrepubliken Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Mazedonien und Serbien mit den Autonomen Provinzen Kosovo und Vojvodina. Die Sozialistische Republik Bosnien und Herzegowina war flächenmäßig die drittgrößte Teilrepublik. Ökonomisch betrachtet lag Bosnien-Herzegowina in Jugoslawien hinter den Teilrepubliken Slowenien, Kroatien sowie Serbien, da es hauptsächlich auf den Industriellen Sektor und teils auf landwirtschaftlichen Betrieb ausgelegt war, im Kontrast zu Slowenien und Kroatien, die vor allem auf den Tourismus ausgelegt waren.
Nach dem Fall des „Eisernen Vorhanges” in Europa Anfang der 1990er Jahre endete auch die Zeit des Kommunismus in Jugoslawien. Am 29. Februar/1. März 1992 stimmten in Bosnien und Herzegowina bei einem von Serben weitgehend boykottierten Referendum, bei 63 % Wahlbeteiligung, 99,4 % für eine staatliche Souveränität. So erklärte das Land am 2. März 1992 seinen Austritt aus dem Staatsverband Jugoslawien und war zunächst eine Republik unter dem offiziellen Namen Republik Bosnien und Herzegowina (Republika Bosna i Hercegovina), die fast dieselben Grenzen hatte, die das österreichisch-ungarische Okkupationsgebiet Bosnien und Herzegowina 1878 auf dem Berliner Kongress erhielt. Die internationale Anerkennung erfolgte am 17. April 1992. Es folgten drei Jahre Krieg zwischen serbischen, kroatischen und bosniakischen Einheiten. Am Ende des Bosnienkrieges stand der 1995 in Dayton (USA) paraphierte und in Paris am 14. Dezember unterzeichnete Dayton-Vertrag, der aus einer einheitlichen die föderale Republik Bosnien und Herzegowina schuf, die allerdings noch unter den Folgen des Krieges und den anhaltenden Auseinandersetzungen zwischen den Volks- und Religionsgruppen leidet (siehe Internationale Konflikte der Nachfolgestaaten Jugoslawiens). Zwar bestehen keine Konflikte zwischen den bosnischen Normalbürgern, allerdings steckt das Land weiterhin in einer politischen Krise, da die bosniakischen Politiker den Gesamtstaat nach den EU-Forderungen zentralisieren möchten, die kroatischen Politiker sich für ein neues Wahlrecht einsetzen und die Serben eine weitere Dezentralisierung des Staates fordern oder gar mit der Abspaltung der Republika Srpska drohen.
Im Februar 2014 kam es zunächst in Tuzla und später in zahlreichen weiteren Städten des Landes zu teils gewalttätigen Protesten, die sich gegen die schlechte wirtschaftliche Situation und die Korruption in Politik und Verwaltung richteten.
Das politische System wird von Wissenschaftlern und Journalisten häufig als „kompliziertestes Regierungssystem der Welt“ bezeichnet. Der Gesamtstaat, die Entitäten und die 10 Kantone haben jeweils eigene legislative und exekutive Strukturen.