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Gibraltar ist ein britisches Überseegebiet an der Südspitze der Iberischen Halbinsel. Es steht seit 1704 unter der Souveränität des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland und wurde 1713 von Spanien offiziell im Frieden von Utrecht abgetreten.
Gibraltar ist eine Halbinsel, die die Bucht von Algeciras östlich begrenzt und liegt an der Nordseite der Meerenge Straße von Gibraltar, an der Europa und Afrika sich am nächsten sind. Das Territorium umfasst eine Landfläche von 6,5 km2, wobei die Grenze zwischen Gibraltar und Spanien nur 1,2 Kilometer lang ist. Auf der spanischen Seite der Grenze liegt die Stadt La Línea de la Concepción. Die von Gibraltar beanspruchte Meeresfläche reicht bis zu drei Seemeilen vor der Küste.
Gibraltar gliedert sich in das Naturschutzgebiet Upper Rock, das Stadtgebiet, die Ostseite und den zu Gibraltar gehörenden Teil des Mittelmeeres, insbesondere der Bucht von Gibraltar.
Das Naturschutzgebiet wurde am 1. April 1993 gegründet und ist heute für Touristen gegen Gebühr zu besichtigen.
Die Stadt Gibraltar erstreckt sich auf dem schmalen Streifen der Westseite, wo der Felsen flacher zum Meer abfällt. Während die Westseite stark bevölkert ist, leben auf der Ostseite nur wenige Menschen in den beiden Dörfern Catalan Bay und Sandy Bay. Im Norden der Halbinsel befinden sich an der Grenze zu Spanien der Flughafen, einige militärische Einrichtungen und ein Friedhof für Gefallene aus den Weltkriegen. Im Nordwesten ist ein modernes, mit Hochhäusern bebautes Viertel entstanden, in dem auch eine Marina und Terminals für Fähren gebaut wurden. Südlich davon findet sich am Ufer der Militärhafen und ein Industriegebiet, wo zum Beispiel einige Trockendocks vorzufinden sind. Das touristische Zentrum im Westen ist die Main Street und die umliegenden Straßen und Plätze, die teilweise autofrei sind.
Da es keine natürlichen Süßwasservorkommen gibt, wurde lange Zeit Regenwasser aufgefangen und, wo möglich, Salzwasser verwendet. So entstand beispielsweise 1908 ein 130.000 m2 großes Auffangbecken für Regenwasser auf der Ostseite der Halbinsel, das allerdings vor einigen Jahren abgebaut wurde. Heute wird das benötigte Süßwasser durch Meerwasserentsalzung produziert.
Gibraltar ist eines der am dichtesten besiedelten Gebiete der Erde. 28.750 Personen wohnen in Gibraltar. Die Bevölkerungsdichte beträgt 4462 Einwohner pro Quadratkilometer (2009), die unbesiedelten Gebiete von Upper Rock mitgerechnet. Mittels Landgewinnung wird versucht, der Platznot Herr zu werden.
Überalterung ist seit den 1990er-Jahren ein immer größer werdendes Problem. Die Lebenserwartung der Bewohner liegt bei 78,5 Jahren für Männer, und 83,3 Jahren für Frauen. Die Geburtenrate liegt bei jährlich 10,67 Geburten pro 1000 Einwohner. Auf eine Frau kommen im Schnitt 1,65 Neugeborene. Die Kindersterblichkeit liegt bei 0,483 %. Das Bevölkerungswachstum ist mit 0,11 % pro Jahr sehr niedrig.
Die meisten Einwohner Gibraltars sind britischer, spanischer, italienischer oder portugiesischer Herkunft. Alle Gibraltarer haben einen britischen Pass. Die Ausländerbehörde stellt Einwanderern zusätzlich zu ihrer alten Staatsbürgerschaft einen britischen Pass für Gibraltar aus. Gemäß einer Analyse der Familiennamen im Wählerregister von 1995 waren 27 % britischer, 24 % spanischer, 19 % italienischer, 11 % portugiesischer, 8 % maltesischer, 3 % israelischer und 2 % menorquinischer Herkunft. Weitere 4 % kamen aus anderen Staaten, während bei 2 % die Herkunft nicht eruierbar war.
Der Großteil der Bevölkerung ist mit über 78 Prozent katholisch. Das Gebiet Gibraltars bildet das Bistum Gibraltar; als Nationalheiligtümer werden die Kathedrale St. Mary the Crowned und das Heiligtum Unserer Lieben Frau von Europa angesehen. An zweiter Stelle folgt konfessionell die Anglikanische Kirche mit rund sieben Prozent der Bevölkerung. Die Cathedral of the Holy Trinity ist Bischofskirche der Diözese in Europa der Church of England für ganz Kontinentaleuropa. Für die vier Prozent Muslime steht mit der Ibrahim-al-Ibrahim-Moschee eine der größten Moscheen Europas als Versammlungsraum zur Verfügung. Weiter wohnen in Gibraltar auch Angehörige weiterer christlicher Konfessionen (3 %), Juden (2 %), Hindus (2 %) und mehrere andere Religionen.
Einzige Amtssprache Gibraltars ist Englisch, die meisten Einwohner sprechen daneben auch Spanisch. Darüber hinaus sprechen viele Einwohner als Umgangssprache Llanito, einen Dialekt, der größtenteils auf andalusischem Spanisch basiert, jedoch auch einige Elemente des Englischen und verschiedener südeuropäischer Sprachen enthält. Obgleich nur Englisch offiziellen Charakter besitzt, sind viele Verkehrs-, Straßen- und Hinweisschilder zusätzlich in spanischer Sprache beschriftet.
Natürliche Höhlen im Felsen von Gibraltar gelten als die letzten Rückzugsgebiete der Neandertaler in Europa. Gesicherte Spuren weisen auf eine Besiedlung der Gorham-Höhle noch vor etwa 28.000 Jahren hin.
Im Altertum galt Gibraltar als eine der Säulen des Herakles. Römische Spuren in Gibraltar (lat. „Mons Calpe“) sind nicht bekannt. Den Römern folgten die Westgoten, die sich der Iberischen Halbinsel bemächtigten.
711 wurde Gibraltar von den muslimischen Arabern und Berbern eingenommen. Der Name Gibraltar stammt aus dem Arabischen (Dschebel Tarik „Berg des Tarik“), nach Tāriq ibn Ziyād, einem maurischen Feldherrn, der die strategische Bedeutung Gibraltars für die Eroberung Spaniens erkannte und als erster Muslim ein Stück Spaniens eroberte. Um etwa 1160 entstand eine erste Festung in Gibraltar, die in den kommenden Jahrhunderten ausgebaut wurde und heute als Moorish Castle bekannt ist. Die Muslime beherrschten Gibraltar bis zur Reconquista 1492 (von 1309 bis 1333 erstmals kastilisch durch Ferdinand IV.).
Am 25. April 1607 fand während des Achtzigjährigen Krieges die Schlacht bei Gibraltar statt. Dabei überraschte eine niederländische Flotte eine in der Bucht von Gibraltar ankernde spanische Flotte und vernichtete sie.
Nachdem die spanischen Habsburger die Vorherrschaft in Europa am Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 verloren hatten, kämpften Niederländer und Engländer darum. Dies war die Zeit der Englisch-Niederländischen Seekriege. Die vier Seekriege fanden in der Zeit zwischen 1652 und 1784 statt, wobei es zeitweilig immer wieder zu Friedensschlüssen und gemeinsamen Aktionen gegen Dritte kam. So begann beispielsweise der Zweite Englisch-Niederländische Seekrieg 1664, als ein niederländischer Geleitzug in der Straße von Gibraltar von den Engländern überfallen wurde. Eine dieser gemeinsamen Aktionen war die Eroberung Gibraltars am 4. August 1704 durch Prinz Georg von Hessen-Darmstadt im Spanischen Erbfolgekrieg an Bord der englisch-holländischen Flotte unter Admiral Sir George Rooke. Die spanische Besatzung wurde dabei in Abwandlung militärischer Taktik nicht im Morgengrauen, sondern während der Siesta am Nachmittag überrascht. 1713 wurde das Gebiet im Vertrag von Utrecht formell den Briten zugesprochen und ist seit 1830 britische Kronkolonie. Während des Englisch-Spanischen Krieges von 1727–1729 belagerten Truppen von Philipp V. Gibraltar. Zwischen 1779 und 1783 versuchten spanische und französische Truppen erneut, die Festung zu erobern (Great Siege). In dieser Zeit wurden die ersten Tunnel, die sogenannten Great Siege Tunnels, gegraben.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Zivilbevölkerung Gibraltars umgesiedelt. In dieser Zeit wurde der Felsen in eine unterirdische Festung für bis zu 15.000 Soldaten umgewandelt. Die Tunnel, die sogenannten World War II Tunnels, können heute in Teilen besichtigt werden. Ziel dieser Befestigung war es, einem möglichen Angriff der deutschen Wehrmacht begegnen zu können. Diese hatte auch mit einem ersten Operationsentwurf vom 20. August 1940 die Eroberung des Stützpunktes geplant. Das Unternehmen Felix wurde jedoch nie durchgeführt, da Spanien neutral blieb. Bei einem Vergeltungsschlag für die britische Operation Catapult bombardierten Luftstreitkräfte des restfranzösischen Vichy-Regimes Gibraltar am 24. und 25. September 1940 und versenkten dabei einen Hilfskreuzer im Hafen. Vor Beginn der anglo-amerikanischen Invasion Französisch-Nordafrikas, der Operation Torch, schlug der US-amerikanische General Eisenhower sein Hauptquartier am 5. November 1942 in Gibraltar auf. Drei Tage später begann die Invasion Marokkos mit 300.000 Soldaten. Letzten Endes blieb Gibraltar der einzige Teil des nichtneutralen westeuropäischen Festlands, der zu keiner Zeit von Deutschland oder seinen Verbündeten besetzt war.
Vor Gibraltar kam der Premierminister der polnischen Exilregierung, General Sikorski, bei einem Flugzeugunglück am 4. Juli 1943 ums Leben.
Bei einem Referendum am 7. November 2002 (Wahlbeteiligung: fast 90 %) stimmten 99 % der Abstimmenden für einen Verbleib unter britischer Herrschaft. Nur 187 Bewohner waren für eine geteilte Souveränität.
Die Straße von Gibraltar, die das Mittelmeer mit dem Atlantik verbindet, ist für das Militär von großer Bedeutung. Das Vereinigte Königreich unterhält in Gibraltar einen Flottenstützpunkt.
Am 18. September 2006 schlossen der Außenminister von Spanien und der Europaminister des Vereinigten Königreichs, Miguel Ángel Moratinos und Geoff Hoon, sowie der Chief Minister Gibraltars Peter Caruana in Córdoba einen Vertrag zur Zusammenarbeit. Darin wird festgelegt, dass ein neues Terminal des Flughafens von Gibraltar gebaut wird, sodass der Flughafen auch von spanischer Seite aus genutzt werden kann. Am 16. Dezember 2006 gab es dann zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder einen regulären Linienflug von Spanien nach Gibraltar. Außerdem wurden Regelungen über das Telefonnetz, die Kompensation von spanischen Arbeitern, die nach der Schließung der Grenze 1969 ihre Arbeit verloren hatten, und eine Erleichterung der Grenzkontrollen auf der Landseite getroffen. Weiterhin soll eine Dépendance des Instituto Cervantes in Gibraltar eröffnet werden. Am 21. Juli 2009 stattete Außenminister Miguel Ángel Moratinos als erster Vertreter der spanischen Regierung seit Beginn der britischen Souveränität über Gibraltar der Halbinsel einen offiziellen Besuch ab.
In Gibraltar leben etwa 28.750 Einwohner. Seit langem kommt es zu Spannungen zwischen England und Spanien, weil Spanien die Hoheit über Gibraltar wiedererlangen möchte. Die Grenze nach Spanien war von 1969 bis 1985 geschlossen.